Montag, 27. Januar 2014

Mitreißender Tango-Salon in Sulzbach am Main

Voller Leidenschaft und mit virtuoser Kraft interpretiert die Sängerin Karolina Trybala Tango-Melodien aus aller Welt und aus verschiedenen Epochen.
Foto: Ruth Weitz
Kein Musikstil vereint so viel Leidenschaft, Erotik, Melancholie und Temperament wie der Tango. Am späten Sonntagnachmittag hatten knapp 50 Gäste im Haus der Begegnung in Sulzbach die Gelegenheit, die verschiedenen Facetten dieser Musik zu hören und ihre Intensität zu spüren. Die Sängerin Karolina Trybala und die Pianistin Lora Kostina eröffneten den ersten Tango-Salon in der Region, den Veranstalterin Birgitte Funk zu einer festen Einrichtung werden lassen will.

Neben der Musik wurde den Besuchern auch die Geschichte und die Philosophie des Tangos vermittelt, der Ende des 19. Jahrhunderts in Buenos Aires und in Montevideo geboren wurde und ein musikalisches Produkt des Lebens in den Slums und im Rotlichtmilieu beider Hafenstädte war. Zu Beginn des 20. Jahrhundert wegen seines erotischen Charakters und den daraus entwickelten, vermeintlich obszönen Tanzfiguren geächtet, war der  Siegeszug des Tangos von Lateinamerika nach Europa nicht mehr aufzuhalten. Melodien wie „Ich küsse Ihre Hand Madam“, oder „Donna Klara“ waren in den 1920er Jahren Ohrwürmer und haben sich zu Evergreens entwickelt, die man auch heute noch gerne hört. Mit Gedichten, Erläuterungen zur Historie und zu den Komponisten flankierte Karolina Trybala die Lieder, die sie voller Leidenschaft und mit großem virtuosem Vermögen interpretierte.

Intensiv und kraftvoll, weich und schmeichelnd, melancholisch und leidend, die Sängerin verstand es glänzend, ihre schöne Stimme so zu modulieren, dass  Volumen und  Dynamik genau dem Gefühl entsprachen,  das der Liedtext ausdrücken will. In der künstlerischen Ausgestaltung  war Lora Kostina eine gleichwertige Partnerin, die am E-Piano für höchst konzertante Zwischentöne sorgte. Sie brillierte als feinfühlige Klavierbegleiterin ebenso wie als hervorragende Interpretin eigener Kompositionen. Die Überleitungen zu den Einsätzen von Karolina Trybala schmückte  sie mit mitreißenden Variationen zum Leitmotiv der Kompositionen aus.  Das künstlerische Vermögen der Pianistin zeigte sich auch dadurch, dass sie - ohne ständige Wiederholung der  Tonfolgen – die Zeit mit Impressionen zu Piazzollas „Libertango“ überbrückte, als die Sängerin die vergessenen Textblätter aus den hinteren Räumen holte.

Klein aber fein ist der Vortragsraum im Haus der Begegnung, wo Lora Kostina und Karolina Trybila (von links) beim Tango-Salon begeisterten.
Foto: Ruth Weitz

 Kaum zu glauben, dass eine Musik, die das Bild von lupenreinen Machos repräsentiert, so gefühlvoll und leidenschaftlich von zwei Frauen interpretiert werden kann und keinerlei Abstriche an der Authentizität gemacht werden müssen. Im Gegenteil. Es war ein Genuss, den beiden Künstlerinnen zuzuhören und zuzuschauen und sich von der schönen und berührenden Musik in den Sonntagabend tragen zu lassen. Birgitte Funks Experiment, den  sonst nur in großen Städten etablierten Tango-Salon in die Provinz zu bringen und Lust auf weitere Konzerte dieser Art in kleinem, aber feinen Rahmen zu machen, ist gelungen.

Die nächste musikalische Reise von Birgitte Funk führt nach Louisiana und findet am Sonntag, 14. Februar, ab 19.30 Uhr in der Zehntscheune in Kleinwallstadt mir Zydeco Annie und der Band Swamp Cats statt. Dafür gibt nur noch wenige Restkarten.

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