Mittwoch, 6. Juli 2016

Angaangaq Angakkorsuaq propagiert "Winds of Change" und will das Eis in den Herzen schmelzen

Angaangaq Angakkorsuaq kam ins Stadtteheater Aschaffenburg, um das Eis in den Herzen der Menschen zu schmelzen.
Verstand, Geist und Körper in eine Einheit zu bringen, das verleiht die spirituelle Kraft, das Leben zu leben wie einen Tanz. Der Schamane Angaangaq Angakkorsuaq, der einer Jahrtausende alten Kultur entstammt, den Eskimo-Kalaallit, vermittelte dies in einem knapp zweistündigen Vortrag am 5. Juli 2016 in der Stadthalle Aschaffenburg. Die von der Walter Fries Unternehmensgruppe in Kooperation mit Birgitte Funk (Stilvolle Gastkunst) angebotene Veranstaltung war ausverkauft und passte gut zum Thema der Aschaffenburger Kulturtage, die unter dem Motto "Lust auf Wandel" stehen und noch bis Sonntag, 10. Juli dauern.


"Lust auf Wandel", Angaangaq Angakkorsuaq bei den Aschaffenburger Kulturtagen


Lust auf Wandel, ja eigentlich schon eine Verpflichtung zum Wandel, nämlich eine Veränderung weg vom Vorteilsstreben, hin zu inneren Gleichgewicht, das die materiellen Dinge in den Hintergrund stellt und zur Veränderung mit der Konzentration auf das Wesentliche führt, das ist Angaangaqs Credo. Er beschreibt die Folgen des Klimawandels in Bildern, nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit eingängigen, humorig formulierten Fakten und geht immer wieder zurück auf das Verhalten jedes Einzelnen, mahnt nicht, sondern wirbt für eine Veränderung. Er wählt bei seinen Vorträgen die englische Sprache. Dr. Ute Seemann übersetzt seine Worte ins Deutsche. Das wäre eigentlich nicht nötig gewesen, denn die meisten im Saal verstanden ihn.

Er sagte: "Die größte Krankheit der Menschen ist, sich gegenseitig in den Rücken zu fallen". Einige Minuten später prägte er den Satz: "Die größte Entfernung ist zwischen dem Verstand und dem Herzen". Schon zu Beginn seines Vortrags klopfte er sich mit der flachen Hand dorthin, wo das Herz sitzt und beschwor mit einem raumfüllenden "Ho, ho, ho" eine Kraft, die im Raum zu schweben schien. Die Zuschauer fielen ein und er feilte dieses "Ho, ho, ho" dann in dynamischer Nuancierung zu einer Melodie aus, die eine zum Greifen anmutende spirituelle Stimmung entfaltete.

Mit der Qilaut, der Windtrommel der Eskimos, wanderte er durch die ersten Zuschauerreihen. Ich war die Erste, die er in die beiden kreisförmigen Trommeln einschloss und mich in die kreisrunde Welt mitnahm, wo es das "In den Rücken fallen" nicht gibt, wo das Leben wie ein federleichter Tanz anmutet, Denken, Geist und Körper sich in einem Gleichgewicht befinden und man unzerbrechlich wird wie geflochtenes Mariengras, das er als Anschauungsmaterial mitgebracht hatte.

Angaangaq mit der Simultanübersetzerin 
Dr. Ute Seemann:

Nur wer sich selbst verändert, kann etwas verändern - diese Weisheit habe ich von dem Abend mitgenommen. Deshalb werde ich mein eigenes Verhalten kontinuierlich auf den Prüfstand stellen, mich zum Beispiel nicht mehr ärgern, wenn mir Veranstaltungstermine, über die ich gerne berichtet hätte, schon Monate im Voraus weggeschnappt werden, sondern mich einfach anderen Dingen zuwenden, die mir gut tun und unter Umständen sogar lukrativer sind. Ich werde mich nicht mehr für Leute oder Gruppen einsetzen, wo es nicht um die Sache, sondern nur um Vorteilsnahme oder Profilierungsgehabe geht, sondern für solche Aktivitäten, die wirklich zu einer Veränderung führen und etwas Positives bewirken. Das, was ich bereits seit vielen Jahren pflege, nämlich nicht spontan mit dem Auto (ein sparsamer Smart) zum Einkaufen zu fahren, sondern Wege ökonomisch und aus ökologischer Verantwortung miteinander zu verbinden, noch weiter auszubauen und Hoffnung zu werden.

Hoffnung werden und Mut zur Verantwortung haben


"Hoffnung zu werden, braucht Verantwortung", sagte Angaangaq. Die Verantwortung und die Wertschätzung für alles Lebendige ernst zu nehmen, das verkürzt die Entfernung vom Verstand zum Herzen und führt dazu, das Eis zu schmelzen, Andere zu begeistern und auf diesem Weg zur Veränderung mitzunehmen. Jeder Einzelne ist gefragt. Angaangaqs Abschied an diesem 5. Juli im Stadttheater Aschaffenburg ist locker und witzig: "Ich bin eine Bayer - vergelt's Gott - vielen Dank!" Er klopft sich dabei wiederholt mit der flachen Hand auf die Stelle, wo das Herz sitzt.

Angaangaq Angakkorsuaq




Angaangaq wurde 1947 in Grönland geboren und ist Ältester und Schamane der Eskimo-Kalaallit. Sein Einsatz für Umwelt und indigene Themen führte ihn in über 60 Länder dieser Welt. Er sprach vor den Vereinten Nationen, vor dem Parlament der Weltreligionen in Salt Lake City und zu internationalen Kongressen über Nachhaltigkeit und Spiritualität. Er traf sich mit Persönlichkeiten wie Nelson Mandela, Gorbatschow und dem Dalai Lama. Mit der Weisheit und den Geschichten seiner alten friedvollen Kultur bringt Angaangaq die Menschen auf eine Reise vom Verstand zum Herzen. Er strahlt Authentizität, Herzlichkeit, und Stärke aus und dies mit einem erfrischenden Humor: „Es ist leicht, das Eis auf dem Boden zu schmelzen. Am härtesten ist es, das Eis im Herzen des Menschen zu schmelzen. Nur indem wir das Eis im Herzen des Menschen schmelzen, hat der Mensch eine Chance, sich zu ändern und sein Wissen weise anzuwenden.“



In dem Buch „Schmelzt das Eis in euren Herzen“, das von dem Fuldaer Philosophen Dr. Christoph Quarch herausgegeben wurde (hier eine Leseprobe) und das mittlerweile in der siebten Auflage erschienen ist, hat Angaangaq Angakkorsuaq seine Geschichte und die über Jahrtausende gewachsenen Weisheiten seiner Kultur zusammengefasst.

Angaangaq zu den Krisen in Europa


Hier ein Interview, das Constanze Fries von der Walter Fries Unternehmensgruppe nach dem Vortrag mit Angaangaq geführt hat.





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