Unbändige Spielfreude, hohe Musikalität und ein mitreißender Rhythmus zeichnet ein Konzert mit Zydeco Annie und den Swamp Cats aus. |
Kaum eine andere musikalische Stilrichtung wie die temperamentvolle kreolische Zydeco-Musik und die mit Akkordeonklängen angereicherten schwungvollen Melodien der Cajun drückt so viele Emotionen aus. Es gibt offensichtlich viele Liebhaber dieser vor Lebenslust sprühenden Musik aus dem US-Bundestaat Louisianna, denn das Konzert Konzert von Zydeco Annie mit ihrer Band Swamp Cats in der Zehntscheuer am Freitagabend war schon Wochen vorher ausverkauft.
Wer den Hit „Cotton Eye Joe“ der schwedischen Gruppe Rednex kennt, gewinnt nur einen vage Vorstellung von dem, was Zydeco Annie und ihre vier Musiker zu bieten haben. Das Lebensgefühl dieser mitreißenden Melodien verbreitete sich in Kleinwallstadt wie ein federleichter Teppich übers Publikum, das sich von Anfang an auf die Musik einließ, viel Zwischenapplaus spendete und sich im Takt des flotten Rhythmus‘ wiegte. „Das gefällt mir, das bringste mal hierher“, hatte Veranstalterin Birgitte Funk zu Beginn gesagt und offensichtlich nicht gelogen, als sie eine „wunderbare Musik“ ankündigte.
Dabei waren es nicht nur der dynamische Honky Tonk, aus der Country-Szene bekannte schnelle Takte, die in die Gliedmaßen fuhren, sondern auch Klänge voller Sehnsucht und Schmerz, Leidenschaft und Mystik, die das Blut in Wallung brachten. Vom melancholischen Blues bis hin zum schwungvollen Walzer war alles vertreten. Der Musikstil der Cajun, der frankophonen Bevölkerungsgruppe in Louisianna und die von schwarzafrikanischem Einfluss geprägte kreolische Zydeco Musik ist ein Mix aus verschiedenen Völker und Kulturen.
Zu den traditionellen Instrumenten zählen Geige, Triangel und Akkordeon, Letzteres wurde von deutschen Siedlern nach Louisiana gebracht. Die heutigen Zydeco- und Cajun-Bands wie Zydeco Annie und ihre Swamp Cats setzen noch Schlagzeug Bass und verschiedene Zupfinstrumente ein, die beim Konzert in Kleinwallstadt von der Ukulele über die klassische Gitarre bis hin zur irischen Bouzouki reichten. Auch das klassische Waschbrett fehlte nicht.
Die Faszination dieser Musik äußert sich in unbändiger Spielfreude der Musiker, die allesamt Könner ihres Fachs sind. Neben der individuellen Virtuosität, wo es die einzelnen Instrumentalisten in der Zehntscheuer mal richtig krachen ließen, nahmen sie sich behutsam wieder zurück, wenn Gemeinsamkeit und Homogenität angesagt war.
Eine exzellente Musikerin: Zydeco Annie mit ihrem Akkordeon. |
Ganz zu Unrecht wird das Akkordeon in den Ruf der Alleinunterhalter-Performance gerückt. Was künstlerisches Feingefühl aus diesem Instrument herauszubringen vermag, zeigte Annie Baldauf, die sich mit Künstlernamen Zydeco Annie nennt. Sie ließ die Finger in atemberaubender Geschwindigkeit über die Tasten sausen, zauberte brodelnde Tonfolgen bis hin zu ganz zarten und feinen, wie hingehaucht anmutenden Tönen. Sie kreierte einen Spannungsbogen, der das Feld für die explosive Dynamik des Cajun-Sounds bereitete. Sie wechselte zwischen dem klassischen Akkordeon, dem für die Cajun-Musik charakteristischen Knopfakkordeon und dem Klavier und drückte durch Mimik, Gestik und künstlerische Ausgestaltung ihre Leidenschaft zu diesem Musikstil aus. Das Publikum war hingerissen und konnte gar nicht genug bekommen, was in rhythmisches Klatschen und die Forderung nach Zugaben mündete. Die wurden von den Musikern mit Freude geboten.
Text und Fotos: © Ruth Weitz
Die nächste Veranstaltung von Birgitte Funk findet am Sonntag, 30. März, ab 19.30 in der Braunwarthsmühle mit dem Trio „Wildes Holz“ statt. Weitere Informationen im Internet unter www.stilvolle-gastkunst.de.
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