Nachdem der Frühling partout nicht einkehren wollte, hatten zumindest die Gäste in der Obernburger Kochsmühle Gelegenheit, sich akustisch von einer warmen Meeresbrise verwöhnen zu lassen. Am Sonntagabend gastierte das Stefan Grasse Trio in der Römerstadt und bot ein brillantes Konzert mit hochklassigen Interpreten und mitreißender Musik unter dem Titel „Brisas de Mar“.
Im Verlauf des knapp zweistündigen Programms liefen die drei Musiker zur virtuosen Topform auf, so dass sich der Funke auf das Publikum übertrug und ein Feuer der Begeisterung für dies Art von Musik entfachte. Mit Gitarre, Kontrabass, Vibrafon und Percussion zauberte das Trio Klänge, die zuweilen in atemloses Staunen versetzten. Wer bisher noch keinen Gedanken daran verschwendet hat, Werke klassischer Komponisten im Bossa-Nova-Rhythmus anzuhören, der hat spätestens am Sonntagabend Blut geleckt und das Bedürfnis nach mehr entwickelt. Das berühmte „Prelude Nummer Vier“ von Frederic Chopin, eigentlich schwermütig und getragen, erhielt durch das Arrangement von Stefan Grasse einen erstaunlich frischen Charakter mit schwungvoller südamerikanischer Note. Hierbei glänzte Radek Szarek am Vibrafon, der dem Leitmotiv mit beeindruckender Intensität Lebendigkeit verlieh, wobei sich Stefan Grasse (Gitarre) und Tobias Kalisch (Kontrabass) sehr einfühlsam und melodisch in das Klangerlebnis einfügten.
Ein weiterer Höhepunkt stellte die Interpretation von Astor Piazzollas „Libertango“ dar, ein Stück voller Leidenschaft, was die Dramatik des Tango nuevo im Allgemeinen und Piazollas Stil im Besonderen sehr intensiv zur Geltung bringt. Eigentlich ist dieses Werk des argentinischen Komponisten durch wehklagende Akkordeonklänge und Bogenschläge auf der Violine eher bekannt als durch die Kombination von Gitarre, Vibrafon und Bass. Was das Grasse-Trio hier auf der Bühne der Kochsmühle bot, war erstaunlich und Beweis dafür, dass mit handgemachter Musik, erzeugt von ambitionierten Künstlern, nahezu alles möglich ist.
Es waren aber nicht nur südamerikanische Klänge zu hören, sondern unter anderem auch feurige Flamenco-Musik aus Spanien und Valse Musettes, die typisch französisches Flair verbreiteten. In der Tat, der Abend gestaltete sich so, wie er angekündigt war: Wie eine leichte Meeresbrise umspielte die Musik die Sinne der Zuhörer, weckte Sehnsüchte, Fernweh und Lebensfreude.Ganz nebenbei vermittelte sie auch noch einen Hauch von Frühling. Das wirkte sich zwar nicht auf die Außentemperaturen aus, aber auf die Befindlichkeit der Gäste, die innerlich erwärmt in den Sonntagabend entlassen wurden.
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