Zwei wie du und ich: Andreas Konzack als Heinz Lustig und
Judith Baier als seine bessere Hälfte Lisbeth.
Foto: Ruth Weitz
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Dietzenbach in der Nähe von Offenbach hat sich nicht gerade den Ruf einer Kulturmetropole erworben. Bar jeglicher städtebaulichen Schönheiten gedeihen in der Stadt jedoch schöne Pflänzchen - wie zum Beispiel das Theater im Lädchen. Am Mittwochabend war das Ensemble im Weingut Gunther in Großwallstadt zu Gast. Obwohl ich bereits am Donnerstagvormittag meine Rezension und eine Bildauswahl an die Redaktion geschickt habe, ist der Beitrag bis heute nicht im Blatt gewesen. Die Leser meines Blogs kommen nun in den Genuss, den Text vorab zu lesen.(wobei ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben habe, dass die Rezi irgendwann noch mal veröffentlicht wird:
Die Liebe ist ein seltsames Spiel, so lautet nicht nur der
Titel eines Evergreens, der am Mittwochabend, 25. September 2013, in der Häckerstube des Großwallstädter Weinguts Gunther aus
voller Brust geschmettert wurde, sondern
kann auch als Leitgedanke für eine Inszenierung des Dietzenbacher Theaters im
Lädchen interpretiert werden. Das Ensemble präsentierte in einer Art Musikrevue
den ganz normalen Wahnsinn des Ehealltags.
„Familie Heinz Lustig
legt los“ ist der Titel des Zwei –Personen-Stücks, in dem vier Personen
agieren: der Frankfurter Andreas Konzack
als Darsteller des Familienoberhaupts Heinz Lustig, die Dietzenbacher
Theaterchefin Judith Beier als Ehegespons Lisbeth, die stimmgewaltige Backgroundsängerin Conny
Kühn, ebenfalls aus Dietzenbach und der aus Pflaumheim stammende Keyboarder Johannes Kraiß.
Die Aufführung in Großwallstadt lebte von der Improvisation, bei der das Publikum in die Handlung mit
einbezogen wurde. Der Plot: Die beiden
Lustigs haben es sich zur Aufgabe gemacht, den 65. Geburtstag von Onkel Hans zu
gestalten und zu einem unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen. Launige Vorträge
und flotte Musik sollen den Jubilar erfreuen. Bevor die Geburtstagsfete steigt,
werden die letzten Vorbereitungen getroffen. Irritationen und Wortgefechte
inklusive.
Für einige der Zuschauer war es sicher ein Déjà-vu,
als die quirlige Judith Baier ihren Gatten in den Senkel stellte, weil sie ihm keine klare Ansage zu der Auswahl
eines geeigneten Kleides zur Geburtstagsfeier entlocken konnte. „Es gibt zwei‘
Sorte Männer: Die eine sin‘ Engel , die annern leewe noch“, deklamierte sie in breitem
Hessisch und hatte die Lacher auf ihrer Seite.
Gelacht und gesungen wurde viel während der gut zwei Stunden Programm,
das sich bis kurz vor 23 Uhr ausdehnte. Müde wurden die Gäste nicht, denn
Lockerungsübungen und gemeinsame Gesänge hielten sie bei der Stange. Sie hatten
sogar Gelegenheit „abendländisch“ zu jodeln, „ mit un‘ ohne
Kehlkoppüwwerschlaach“, in Anlehnung an
den Loriot-Sketch „Das Jodeldiplom“.
Das mit Situationskomik und pfiffigen Dialogen angereicherte
Stück begeisterte die Zuschauer, die bei besonders gelungenen Pointen kräftig
applaudierten. Judith Baier beeindruckte nicht nur durch ihre
schauspielerischen Fähigkeiten und ihr Improvisationstalent, sondern auch durch
eine kraftvolle Sopranstimme. Bei allen Liedern, die am Mittwochabend gesungen
wurden – vom Evergreen bis zum Popsong und Rap– war der gemeinsam mit Conny Kühn und
den beiden Männern als Background-Chor gesungene Gospel „Oh happy Day“
besonders glanzvoll. Die Rolle des
genervten Heinz Lustig war Andreas Konzack auf den Leib geschrieben. Als er Schillers Bürgschaft mit neuzeitlich umgewandeltem Text rappte und
der Rest der Truppe ein paar Takte
„Biene Maja“ und „Gell, du hast mich gelle gern“ dazwischen mogelte, zuckte es
in den Gliedmaßen und brachte das Zwerchfell zum Vibrieren.
Eine gelungene Vorstellung, die den Appetit auf mehr nährt. Aber besser an einem Freitag- oder
Samstagabend. Der Normalbürger darf am nächsten Tag ausschlafen und genießt so
einen noch höheren Spaßfaktor.
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