Trifft genau den Punkt: Thomas Freitag als kaltwütiger Herr Schüttlöffel.
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„Was uns ausmacht ist der Geist und nicht der Körper“
philosophiert Siggi von der Frittenbude im rheinischen Dialekt und ereifert
sich über Köperkult und Schlankheitswahn. Er ist eine der Figuren, in die der
Kabarettist Thomas Freitag schlüpft, um in einem Parforceritt durch Geschichte,
Literatur, Gesellschaft und Politik dem Zuschauer deutlich zu machen, dass sich
die Evolution rückwärts bewegt und die Menschen sich selbst zum Affen machen.
Eine Rückwärtsbewegung der Evolution: Der Mensch macht sich zum Affen. |
In der Amorbacher Zehntscheuer begeisterte der zur
Kleinkunst-Ikone gereifte 64-jährige Künstler in „Der kaltwütige Herr
Schüttlöffel“ mit einem bis ins letzte Detail schlüssigen, hoch intelligenten,
politischen und witzigen Programm, von dem sich so manche auf der Mattscheibe
herumtollenden Möchtegern-Kabarettisten eine dicke Scheibe abschneiden
können. Messerscharf sind seine
Analysen, die in Pointen wie „Der Löwe verhandelt mit der Antilope nicht über
Mindestlohn, er frisst sie“ oder „früher hatten die Menschen Berufe – heute
steckt man sie in Projekte“ münden, wenn er über die Arbeitswelt nachdenkt.
Siggi von der Frittenbude sinniert über Körperkult und Schlankheitswahn. |
Die Geschichte des Bibliothekars Schüttlöffel, der sich
gegen die Schließung seiner Bibliothek wehrt, ist Kabarett und Theater zugleich.
Das wird durch die schauspielerische Leistung von Freitag unterstrichen, die
aber nie in Klamauk abrutscht, sondern die bestechende Authentizität eines
modernen Don Quichotte widerspiegelt, der sich gegen von Bürokratie und
Zeitgeist angetriebene Windmühlenflügel wehrt. „Die Revolution fällt aus“,
lässt er Karl Marx sagen, der sich drei
Paar Socken für 3,20 Euro gekauft hat und sinniert, dass man sie für diesen
Preis eigentlich gar nicht herstellen kann. „Meine Ideen sind super, aber sie
hauen nicht hin“, stellt er fest und erkennt, dass der Mensch und seine Gier
das eigentliche Problem sind.
Was Karl Marx zu sagen hat: "Meine Ideen sind super, aber sie hauen nicht hin." |
Chapeau, Thomas Freitag! Das hat richtig Spaß gemacht! Politisches
Kabarett auf diesem hohen Niveau gibt es
nicht alle Tage und schon gar nicht überall!
© Ruth Weitz (Text und Fotos)
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