Ihre Empfindungen und Erlebnisse während ihrer Quarantäne hat Lilli Chapeau in einem Tagebuch zusammengefasst. |
Das kleinste professionelle Theater der Welt von Céline und Clemens Bauer und die Location im Schlosspark Kleinheubach mit Theaterpavillon haben mich seit Jahren rundum fasziniert und animiert, darüber zu schreiben. Meine Tochter Miriam habe ich mittlerweile angesteckt. Celine ist als Lilli Chapeau bekannt. Sie ist eine ganz außergewöhnliche Künstlerin. Die Geschichte des kleinsten Theaters (es wurde 2004 gegründet) ist ungewöhnlich und beeindruckend. Für einen Beitrag auf dem Portal suite101 (das es leider nicht mehr gibt), erhielt ich sogar einen Preis. Das kleinste Theater in Miltenberg wird leider nicht mehr bespielt, nicht nur wegen Corona, sondern weil Clemens Bauer aus der Betreiber-GbR Ende Oktober 2020 ausgestiegen ist. Der Hintergrund ist mir nicht bekannt - und es geht mich auch nichts an.
Lilli wird ausgebremst
Der Theaterpavillon im Kleinheubacher Schlosspark kam erst später und wird - wie Lilli in ihrem Tagebuch mit dem Titel »Wenn vieles anders kommt...« versichert - auch weiterhin mit ihren Stücken und Tieren für Theaterfreunde und -freundinnen zur Verfügung stehen. Ihr Schicksal beschreibt die Malaise vieler Künstlerinnen und Künstler in der Corona-Pandemie, die finanzielle Ungewissheit und der Schmerz, nicht mehr auf der Bühne stehen zu können. Für Lilli Chapeau war es doppelt schlimm. Sie war als Kontaktperson eines an Covid19-Infizierten gelistet und wurde kurz vor Beginn einer Vorstellung im März 2020 von der Gesundheitsbehörde im Landratsamt Miltenberg in Quarantäne geschickt. Dies hat sie so bildhaft in ihrem Tagebuch beschrieben, dass ich den Tränen nahe war.
Hochwertig aufgemacht und schön zu lesen
Das kleine Bändchen in Fadenheftung und mit Lesebändchen, hochwertig aufgemacht und mit sehr gut strukturierten Inhalt bietet eine Lesefreude für alle, denen Empathie nicht fern ist und die lebendige Sprache als Ausdruck von Empfindungen mögen. Ihr Innerstes hat Lilli Chapeau in dem rund 130 Seiten umfassenden Bändchen nach außen gekehrt und lässt die Leser- und Leserinnen an den 14 Tagen Quarantäne teilhaben. Flankiert ist der Text mit einigen Zeichnungen. Die Zeit der Quarantäne verbringt sie mit ihren Tieren im Schlosspark - quasi ohne Kontakt zur Außenwelt. Mit ihren Tieren, den Pferden, den Pudeln, Kanarenvögeln und den Hühnern verbindet sie eine tiefe und innige Freundschaft. Es ist wunderbar zu lesen, wie sie deren individuelle Charaktereigenschaften beschreibt und welche besondere Begabungen in ihnen schlummern. Ich bin immer noch bass erstaunt, wie lernfähig und anhänglich Hühner sind. Es erinnert mich an meine Kindheit, als ich mit den Mechelner Hühnern in der Nachbarschaft spielte und die auf mich zu gerannt kamen, um sich von mir streicheln zu lassen.
Das Tagebuch hat die Autorin wohl bewusst mit der Aussage betitelt »Wenn vieles anders kommt...«, denn sie hatte ganz andere Pläne. Zum Beispiel ein neues Stück zu kreieren und aufzuführen. Der Inhalt ist ohne Pathos und Floskeln. Es ist ein sehr persönliches Büchlein. Teils mit philosophischem Inhalt. Lilli Chapeau kann der Corona-Krise sogar einige positive Züge abgewinnen. Sie schreibt auf Seite 116:
»...Die Corona-Krise scheint tatsächlich doch auch einiges Gutes mit sich zu bringen. Nicht nur die Arbeit von Supermarktmitarbeiterinnen, sondern auch die von Kranken- und Altenpflegern wird jetzt auf einmal beachtet. Viele Menschen kümmern sich plötzlich mehr umeinander. Sie bilden zum Beispiel Nachbarschaftshilfen. Es entstehen auch unzählige neue Gabenzäune für Bedürftige. Die Luft ist sauber. Es gibt fast keine Flugzeuge mehr am Himmel Und viel weniger Wildunfälle. Oder überfahrene Kröten auf den Straßen...«
weitere Infos auf der Homepage www.lilli-chapeau.de, auf der auch die Kontaktadresse zu finden ist.
Hier mein Artikel auf pagewizz über das kleinste Theater der Welt.
Ein Zitat aus Lillis Buch »Parzival« |
Text und Fotos unterliegen dem Urheberrecht. Copyright: Ruth Weitz
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