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Einblick ins dörfliche Leben vergangener Jahrhunderte im Odenwälder Freilandmuseum. |
Am Wochenende konnte ich es wieder erleben: Man muss gar nicht weit weg fahren oder gar in den Flieger steigen, um einen erlebnisreichen und schönen Urlaub zu verbringen. Für das Main-Echo-Magazin "Urlaub daheim" habe ich mir am Samstag einen Besuch im Odenwälder Freilandmuseum Walldürn-Gottersdorf gegönnt. Ja, der Besuch war gegönnt, denn ich hatte mir das Thema selbst ausgesucht. Im vergangenen Jahr war ich im Juni dort und fasziniert von dem, was der Besucher dort geboten bekommt. Aktueller Anlass waren nachgestellte
Szenen aus Napoleons Zeiten. Auch meine früheren Besuche haben bei mir immer einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Es gibt so viel Interessantes und Schönes in unmittelbarer Umgebung, das es lohnt anzuschauen und sich die Zeit zu nehmen, sozusagen hinter die Kulissen zu blicken, so wie im Freilandmuseum in Gottersdorf. Ich war ja schon häufiger dort, aber viele Dinge habe ich am Samstag neu entdeckt und erst richtig wahr genommen. Einige Kindheitserinnerungen wurden wach. Die Schlafzimmer mit dem Pottschamber (Nachttopf) unterm Bett erinnerten mich an die Nächte bei meiner Oma, als ich noch nicht zur Schule ging. In den 1950er Jahren gab es in den Dörfern nur wenige Gebäude, die eine Toilette im Haus mit Wasserspülung hatten. Man musste meist übern Hof, um die Endprodukte des Stoffwechsels loszuwerden. Im Winter aufs Plumpsklo zu gehen, war kein Vergnügen. Oft musste man sich den Popo auch noch mit Zeitungspapier abwischen, das in handgerechte Lagen zurechtgeschnitten war. Toilettenpapier war für die Dörfler in der Nachkriegszeit absoluter Luxus.
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Lange Unterhosen als Bettkleid und der Pottschamber in Reichweite waren in den bäuerlichen Schlafzimmern nötig, denn geheizt wurden die Kammern nicht und der Wind pfiff durch die Balken.
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Heute werde ich meine Eindrücke über das Freilandmuseum in Gottersdorf schreiben, um den Lesern Appetit auf einen Besuch in der wirklich beeindruckenden Einrichtung zu machen. Sie wurde im Juli 1990 eröffnet. Gegründet wurde das Gottersdorfer Museum allerdings schon 1984. Viele, eigentlich für den Abbruch vorgesehene historische Gebäude aus den umliegenden Dörfern konnten gerettet und dort wieder aufgebaut werden.
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Das Taglöhnerhäuschen aus Oberwittstatt ist eines der ältesten Gebäude im Freilandmuseum. Sein Ursprung stammt aus dem Jahr 1564. Nach einem Brand wurde es 1977 wieder instand gesetzt. 1997/98 wurde es in Gottersdorf wieder aufgebaut. |
Wer sich noch eingehender informieren möchte, schaut am 13. Mai ins Main-Echo, wo die Ausgabe von "Urlaub daheim" beiliegt. Außerdem gibt es viel Wissenswertes im Internet auf der
Homepage des Odenwälder Freilandmuseums an der baden-württembergisch-bayerischen Grenze nachzulesen.
(c) Ruth Weitz (Text und Bilder).
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