Samstag, 10. Februar 2018

Mehr Pfeifen, mehr Klang: Die Orgelrestaurierung in der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Eisenbach

Die ersten Töne der erweiterten Eisenbacher Link-Orgel begeistern: von links Organist Markus Heinrich, Regionalkantor Peter Schäfer und die beiden Orgelbauer Thomas Küpper und Rainer Bingel.

Im Leben einer rasenden Reporterin gibt es wie in allen anderen Berufen auch Höhen und Tiefen. Es gibt Aufträge, die nur mit Zähneknirschen erledigt werden und solche, die spannend sind, bei denen Erkenntnisse gewonnen werden, die sonst nie in Erfahrung gebracht würden, wenn die flotte Feder nicht gezückt würde, um die Informationen zusammenzufassen. Journalistinnen und Journalisten hinterfragen, was nicht klar ist und was vielleicht noch zu ergänzen wäre, um den Lesern einen Mehrwert zu bieten. Einer dieser Aufträge in jüngster Vergangenheit war, über die Restaurierung der Link-Orgel in der Eisenbacher Pfarrkirche St. Johannes, der Täufer, zu berichten. Eine anspruchsvolle Aufgabe, was mir aber gerade deshalb viel Spaß gemacht hat.


Regionalkantor Peter Schäfer schreibt zum Orgelprojekt


Die Grundlage des Auftrags war eine E-Mail an die Main-Echo-Kreisredaktion Miltenberg von Regionalkantor Peter Schäfer, der die Restaurierung der Link-Orgel fachlich begleitet. Hier ein Auszug daraus:

...in Eisenbach wird derzeit die Orgel wieder eingebaut, ein bemerkenswertes Werk, das traditionelle Orgelbautechnik mit modernster Steuertechnik verbindet. Es eine Premiere in der Region. Dabei hatten
wir zweierlei Ziele:

1. die Restaurierung der historischen Link-Orgel von 1890. Das ist ein kleines Werk von 11 Registern, aber sehr schön und chrakteristisch im Klang der Spätromantik.

2. Erweiterung nach den Erfordernissen des später vergrößerten Kirchenraums und der Liturgie um ein drittes Werk, das hinter der alten Orgel installiert wurde. Hier sind alle Pfeifen mit einem eigenen
elektronisch gesteuerten Ventil versehen, so dass sich hier unglaublich viele Klangmöglichkeiten auftun. Indem sich alte und neue Klänge nun mischen lassen, wird die Orgel am Ende enorm an Volumen gewinnen und eine orchestral-farbige Klanglichkeit erreichen. Der neue, elektronisch mit allen Möglichkeiten zur Vorprogrammierung der Registerkombinationen und Speicherung ausgestattete Spieltisch bietet den nötigen Spielkomfort...

...Klanglich hat sich der Kirchenraum nämlich durch den neuen Fußboden und Wandgestaltung auch verändert. Man darf annehmen, dass der Klang jetzt präsenter sein wird.


Ein Orgel-Tandem mit hohem Klangvolumen


Am Mittwoch, 7. Februar 2018 hatte ich mit Regionalkantor Peter Schäfer ein Treffen in der Pfarrkirche St. Johannes in Eisenbach ausgemacht, um mir das Projekt vor Ort erläutern zu lassen.  In seiner Eigenschaft als Organist war kaum zu bremsen, als er am neuen Spieltisch der Orgel saß. Er ließ seine Hände über die drei Manuale tanzen und probierte die ersten Register aus. So wie die jetzt abgeschlossene Sanierung der Kirche ist auch die Königin der Instrumente einer Erneuerung unterzogen worden. Es ist ein Projekt, das einmalig in der Region ist. Das hatte Herr Schäfer bereits in seiner E-Mail an die Redaktion anklingen lassen.

Die schlecht funktionierende mechanische Pneumatik der alten, aus dem Jahr 1890 stammenden Link-Orgel wurde durch eine elektronische Steuerung ersetzt. Zudem wurde sie mit einem neuen Spieltisch ausgestattet. Zur Verstärkung des Klangvolumens erhielt sie eine Schwester, mit der sie über eine elektronische Steuerung verbunden ist. So können beide Klangkörper zusammengeführt werden. Jede Pfeife hat ihr eigenes Ventil. Zurzeit sind die beiden Orgelbauer Thomas Küpper und Rainer Bingel damit beschäftigt, die letzten Feinheiten vorzunehmen, bis das Instrument zur Begleitung von Gottesdiensten oder für Konzerte eingesetzt werden kann. Beide arbeiten für das renommierte Orgelbauunternehmen Förster und Nicolaus im hessischen Lich, das seit 1842 besteht, also noch älter als die Eisenbacher Link-Orgel ist.

Die Elektronik macht es möglich, eine farbige Klangvielfalt zu erreichen.

Die Klangfarben des Orgel-Tandems werden erstmals in der Osternacht zu hören sein, verriet Peter Schäfer. Der Regionalkantor hat das Projekt von Anfang an beratend begleitet und sprach am Mittwoch von einem bemerkenswerten Werk, das traditionelle Orgelbautechnik mit moderner Steuerungstechnik verbindet. Die beiden Orgelbauer bestätigten, dass der Einbau komplikationslos ablief. Das Resultat präsentierte der Regionalkantor mit einem kleinen Privatkonzert und zeigte, welche Vielfalt und Klangfülle in der erweiterten Link-Orgel steckt. Er lobte die Orgelbauer und sagte: »Wirklich schön intoniert, da macht das Spielen Spaß«. 

Die Link-Orgel von 1890 im ursprünglichen Gehäuse.


Der Mömlinger Organist Markus Heinrich wird künftig bei Gottesdiensten alle 20 Register ziehen. Die 11 Register der Link-Orgel wurden mit weiteren neun Registern des hinter ihr befindlichen neuen Orgelwerks verbunden. Es war amMittwoch gekommen, um einen Blick auf die Empore zu werfen und das Instrument zu beäugen. Er wurde Zeuge des Privatkonzerts von Peter Schäfer, der ihn zu dem Termin eingeladen hatte. Heinrichs Kommentar zum Orgelprojekt: »Das ist ja nicht mehr wieder zu erkennen!«

Die mit einem voluminösen und charakteristischen Klangbild der Spätromantik ausgestattete Link-Orgel wird nun durch ein drittes Werk ergänzt, das hinter der alten Orgel installiert wurde. »Es tun sich unglaublich viele Klangmöglichkeiten auf«, schwärmte Peter Schäfer. Indem sich alte und neue Klänge mischen ließen, werde ein enormes Volumen gewonnen und eine orchestral-farbige Klanglichkeit erreicht. 

Das neue, hinter der Link-Orgel aufgebaute zweite Klangwerk.

Die Akustik der Kirche lässt es zu, dass diese Klangfülle raumfüllend zu hören sein wird. Laut Orgelbauer Rainer Bingel müssen sich die Organisten in Zurückhaltung üben, um die Kirchenbesucher nicht mit überbordendem Klangvolumen zu konfrontieren. Peter Schäfer zeigte sich jedenfalls sehr zufrieden mit dem bisherigen Ergebnis und meinte, dass neben der Gottesdienstbegleitung weiterhin wunderbare Orgelkonzerte möglich sind.

Was ist  so besonders an der Orgel in der Eisenbacher Pfarrkirche?


Die denkmalgeschützte Link-Orgel in der Kirche St. Johannes der Täufer in Eisenbach von 1890 war mit 11 Registern und zwei Manualen sowie mechanisch gesteuerten Kegelladen ausgestattet. Bei der Kirchenerweiterung 1936 wurde eine pneumatische Steuerung eingebaut. 1998 erfolgte eine Reparatur und Ausreinigung. Im Rahmen der aktuellen Kirchensanierung wurde die Anpassung der Orgel an den vergrößerten Kirchenraum beschlossen. In enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und beratender Begleitung durch Regionalkantor Peter Schäfer wurde hinter dem historischen Gehäuse ein neues Teilwerk mit zusätzlichen neun Registern gebaut. Der alte Spieltisch wurde durch einen neuen, ergonomisch angepassten ersetzt. Die vormals zwei Manuale wurden durch ein drittes ergänzt. Der alte Spieltisch wird künftig im Heimatmuseum des ehemaligen Rathauses einen Altersruhesitz finden.

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