Mittwoch, 14. März 2018

Pilotprojekt MotherSchools in Erlenbach ein Erfolgsmodell


Frauenrunde in der Geschäftsstelle von MotherSchools in Erlenbach.

Es war pfiffig kalt, als ich morgens in die Geschäftsstelle von MotherSchools nach Erlenbach am Main kam, um eine Reportage über dieses beispielhafte Projekt zu schreiben, die mittlerweile auch im Main-Echo/Bote-vom-Untermain veröffentlicht wurde. Zunächst hatte ich mich mit Nilüfer Aktür, der Projektleiterin unterhalten, die mich umfassend über MotherSchools und ihre Aufgaben informierte. Rund eine Stunde später kamen Frauen dazu, die das Angebot genutzt hatten, sich in insgesamt zehn Terminen schulen ließen, um sich das Rüstzeug anzueignen, das sie befähigt einzugreifen, wenn sie Veränderungen bei ihren und anderen Kindern bemerken, die auf extremistische salafistische Tendenzen hinweisen.
Das Pilotprojekt ist nun abgeschlossen, aber Dank des Erfolges und der damit verbundenen Entscheidung im Sozialausschuss des bayerischen Landtags geht MotherSchools weiter und soll flächendeckend ausgeweitet werden. Besonders interessant finde ich das Drei-Fragen-Interview mit Nilüfer Aktürk, das ich den Lesern meines Blogs nicht vorenthalten möchte.

Drei Fragen zu MotherSchools


Das Projekt MotherSchools ist eines von vielen Projekten, das vom Verein Frauen für Frauen in Erlenbach angeboten wird. Das Grundziel des Vereins ist, Frauen in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken. Projektleiterin Nilüfer Aktürk äußert sich in einem Drei-Fragen-Interview über die Erfahrungen aus der Pilotphase von MotherSchools.

Weshalb wurde der Verein Frauen Projektpartner von MotherSchools?

Nlüfer Aktürk: Der Verein Frauen für Frauen engagiert sich seit knapp fünf Jahren in erster Linie für die Arbeit mit Frauen, die einen Migrationshintergrund haben. Ziel der Vereinsarbeit ist es, Frauen in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken. Im Projekt MotherSchools werden Mütter in der Wahrnehmung ihrer Erziehungsarbeit unterstützt.

Gibt es Fälle im Landkreis, die auf salafistische Radikalisierung hinweisen?


Nilüfer Aktürk: Unser Verein hat von einem deutschen Mädchen aus einem Ort im Kreis Miltenberg erfahren, das sich dem IS anschließen will. Mittlerweile hat die junge Frau den Kontakt zu ihrer Familie abgebrochen, ist zum Islam konvertiert und lebt mit ihrer neuen Familie nach den strengen Regeln einer salafistischen, dem IS nahe stehenden Gruppierung in einer Stadt des Nachbarlandkreises.

Welche Themen werden bei der Schulung der Mütter behandelt?

Nilüfer Aktürk: Folgende Themen stehen bei den insgesamt zehn Trainingseinheiten im Vordergrund: Das Schweigen brechen; über Extremismus reden; Erziehungs- und Kindheitsdynamiken – Kommunikation mit Teenagern; Radikalisierungsprozesse verstehen; Selbstbewusstsein aufbauen; die Rolle der Frauen in Sicherheitsbelangen. – Übrigens wird das Projekt MotherSchools mit allen vier Standortpartnern in Unterfranken fortgeführt.

Hintergrund Projekt »MotherSchools«


Eine liebevolle und achtsame Erziehung von geflüchteten Müttern aus arabischen Krisengebieten schützt Kinder vor dem Einfluss extremistischer Salafisten.   Foto: © Can Stock Photo / zurijeta
Das Projekt MotherSchools wurde von Frauen ohne Grenzen aus Wien unter der Leitung von Edit Schlaffer entwickelt. Dort wurde auch ein Trainingshandbuch zusammengestellt, das aus zehn Einheiten besteht. Erstmals wurde das internationale Projekt als Pilotprojekt an vier Standorten in Unterfranken (Aschaffenburg, Erlenbach am Main, Schweinfurt und Würzburg) umgesetzt. Ermöglicht wurde dies durch die finanzielle Unterstützung des bayerischen Staatsministeriums für Arbeit, Soziales , Familie und Integration. Träger des Projekts in Erlenbach ist der Verein Frauen für Frauen, der im vergangenen Jahr für seine Tätigkeit mit dem bayerischen Integrationspreis ausgezeichnet wurde. Der Sinn von MotherSchools: Ein starkes Selbstvertrauen, eine gute Beziehung zu den Kindern und eine empathische Erziehung sind Grundlage, um Kinder und Jugendliche vor einer Radikalisierung durch extremistischen Salafisten zu schützen. Das besondere in Erlenbach ist, dass der Verein Frauen für Frauen der erste in der MotherSchools-Geschichte ist, der das Projekt gemeinsam mit Frauen mit Fluchterfahrung durchführt. Und das mit großem Erfolg.
Nun, 2019, wird das Projekt weiter geführt. Auch Männer sollen jetzt einbezogen werden. Mehr dazu hier



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